Schülerinnen und Schüler der Klasse 10G1 sind am 25. November 2014 der Einladung der Bad Cannstatter Stolperstein-Initiative gefolgt und haben die 17. Stolpersteinverlegung durch Gunter Demnig vor Ort besucht. Seine Aktion ruft uns mittlerweile europaweit mahnend ins Bewusstsein, dass im Dritten Reich Menschen aus der Mitte der Gesellschaft gewaltsam entfernt wurden, die der NS-Staat zu seinen „Feinden“ erklärt hatte. Davon betroffen waren einst auch die Cannstatter Willy Friedrich Reinhardt und Anna Brischar, Carl Frey und Eugenie Wolf: Sie wurden mit dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom NS-Tötungsprogramm „T4“ erfasst und in den Jahren 1940 und 1941 in Grafeneck sowie im westfälischen Hadamar getötet, nur weil sie eine Behinderung hatten. Für jedes der vier Opfer wurde am 25. November auch in unserem Beisein ein Stolperstein verlegt; und zwar jeweils vor dem Haus, in dem sie damals gewohnt haben.

So erhalten die Opfer ideell ihren letzten Wohnort vor der Deportation wieder zurück. Schülerinnen und Schüler verinnerlichten, dass sich jeder Betrachter der Stolpersteine zum Lesen der kleinen Inschriften ein Stück weit vorbeugen muss – dies kommt einer kleinen Verneigung gleich, die man so den Opfern entgegenbringt. Mit den eindringlichen Worten des Dichters Leopold Marx, die bei der Stolpersteinverlegung rezitiert wurden, wird ihnen verlorene Würde zurückgegeben: „Die Botschaft der Toten ist einfach und schlicht / drum ist sie so schwer zu fassen: / Ihr sollt auf der Erde mehren das Licht, / und Liebe wachsen lassen!“

Kollektives Gedenken und persönliches Erinnern stehen dafür, dass wir Menschen uns als Individuen bzw. Teil der Gesellschaft begreifen und uns bewusst werden, welche Vergangenheit uns gemeinsam prägt. Auch deshalb war die Exkursion der 10G1 zu der Solpersteinverlegung in Cannstatt ein sehr wichtiger außerschulischer Termin.

>> Hier geht es zum Bericht in der Stuttgarter Zeitung

E. Krich
Lehrer, Geschichte